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 Klima und Witterung im Versuchszeitraum

Geisenheim, am Rhein, liegt im Rheingau und verfügt über ein ausgeprägtes Weinbauklima. Die Versuchsflächen liegen 83m über NN. Alle in diesem Kapitel aufgeführten Witterungsdaten wurden von der agrar-meteorologischen Forschungsstelle in Geisenheim erhoben. Die Wetterstation liegt 118m über NN. Es ist daher möglich, dass es im Versuchszeitraum zu geringen Abweichungen zwischen den Daten der Wetterstation und dem tatsächlichen Witterungsverlauf am Ort des Steilwalles gekommen ist. Als Alternative hätten eigene Messdaten erhoben werden müssen. Die Messungenauigkeit dieser eigenen Messungen wäre aber mit Sicherheit höher gewesen, als die mögliche Witterungsdifferenz zwischen Steilwall und Messstation.

Geisenheim hat eine Jahresmitteltemperatur von 9,8°C. Die Niederschlagsmenge beträgt im langjährigen Mittel 540mm pro Jahr. Ein großer Teil dieser Niederschlagsmengen fällt in den Spätherbst- und Wintermonaten, sodass in den Monaten der Vegetationszeit, bei hohen Temperaturen und intensiver Sonneneinstrahlung, sich ein erhebliches Wasserdefizit in der potentiellen Wasserbilanz ablesen lässt.

Diese Witterungsverhältnisse sind sehr gut für Vegetationsversuche, wie den Steckholzversuch, geeignet. In extremen Trockenjahren besteht die Möglichkeit zu wässern, aber auch in so genannten Nassjahren wird in Geisenheim kaum das Jahresniederschlagsmittel für Deutschland erreicht, geschweige denn überschritten, sodass die Versuchsergebnisse, auch in solchen Jahren, von hoher Aussagekraft sind und nicht durch überhöhte Regenspenden verfälscht werden.

Der Witterungsverlauf für den Versuchszeitraum von März bis September 1995 ist in Tabelle 3 nachzuvollziehen. Zusätzlich wurden die Monate Januar und Februar in die Tabelle aufgenommen. In den Abbildungen 23 und 24 sind der Temperaturverlauf, sowie die Niederschlags- und Verdunstungsverhältnisse in Geisenheim von Januar bis September 1995 dargestellt. Zum Vergleich wird jeweils das langjährige Mittel gezeigt

Monat

 

TM

°C

Abw.

°C

RRR

mm

%

 

QH

mm

Bil.

mm

 

Januar

2.0

+0.8

117

304

14

+103

 

Februar

5.8

+3.5

51

147

19

+32

 

März

4.8

-0.8

60

158

35

+25

 

April

10.9

+1.5

35

89

74

-39

 

Mai

14.2

+0.3

56

110

110

-54

 

Juni

16.4

-0.6

28

47

104

-76

 

Juli

22.0

+3.4

53

93

151

-98

 

August

20.0

+1.9

114

214

132

-18

 

September

13.6

-1.1

55

134

45

+10

 

Jan.-Sept.

 

 

569

138

684

-115

 

Summe März-Sept.

 

 

401

118

651

-250

 

TM       = Monatsmitteltemperatur
Abw.     = Abweichung vom Langjährigen Mittel
RRR     = Summe des Niederschlags
%         = Prozent vom Langjährigen Mittel
QH       = Verdunstung (potentiell)
Bil.       = Wasserbilanz (potentiell), (RRR - QH)

 Tabelle 3: Witterungsdaten für die Monate Januar bis September. Aufgenommen durch den agrarmeteorologischen Wetterdienst, Station Geisenheim, 118m über NN.

°C

TM °C   = Monatsmitteltemperatur, angegeben in °C
LM °C   = Langjährige Monatsmitteltemperatur, angegeben in °C
Abb. 21: Diagramm über den Temperaturverlauf in Geisenheim 1995 und im langjährigen Mittel (1961-1990)

mm

RRR mm          = Summe des Niederschags, angegeben in mm
QH mm             = Potentielle Verdunstung, angegeben in mm
RLM mm          = Summe des Niederschlags im langj. Mittel, angegeben in mm

Abb. 22: Diagramm über die Niederschlags- und Verdunstungsverhältnisse in Geisenheim 1995 und den Niederschlag im langjährigen Mittel (1961-1990)

Nach den warmen und feuchten Monaten Januar und Februar, schließt sich der zu kühle und feuchte März an. Das Frühjahr lässt sich als normal für den Rheingau bezeichnen, wie der fast parallele Verlauf der Temperaturdaten für 1995 und für das langjährige Mittel verdeutlichen.

Für die Vegetation problematisch sind der sehr trockene Juni und der Juli mit sehr hohen Temperaturen. Es handelte sich um den zweitheißesten Juli seit dem Beginn der regelmäßigen Messungen in Geisenheim vor 110 Jahren. Zwei Monate mit sehr negativer Wasserbilanz. Erschwerend kommt noch hinzu, dass auch im Juli es immer wieder zu längeren Hitze- und Trockenperioden kam, die nur von zum Teil heftigen Regenereignissen unterbrochen wurden (s. Anhang). Auch in der ersten Hälfte des August setzt sich dieser Witterungsverlauf fort. Am 13. August kommt es in Geisenheim zu einem Regengroßereignis mit einer Tagesmenge von 54mm, dies ist die höchste Einzelmenge im August seit Aufnahme der Messungen. Das entspricht ungefähr der langjährigen Monatsniederschlagsmenge im August in Geisenheim. In der zweiten Monatshälfte sinken die Temperaturen. Im September bleibt es bei dem feuchten, kühlen Wetter, sodass der Sommer schon Mitte August vorüber ist. Insgesamt muss das Jahr 1995 als Nassjahr bezeichnet werden. Für die Aussagekraft des Versuches entscheidend, sind aber die trockenen und warmen Sommermonate Juni, Juli, sowie die erste Augusthälfte. Im Versuchszeitraum (März - September) vielen 401mm Niederschlag, das sind 62mm über dem langjährigen Mittel. Die potentielle Wasserbilanz zeigt für Geisenheim im Versuchszeitraum allerdings minus von 250 mm. Die Versuchsergebnisse können also, trotz des Nassjahres, als aussagekräftig bezeichnet werden. 

  

Beschreibung der verwendeten Böden

Die Substratfrage zur Steilwallbegrünung ist nach dem gegenwärtigen Stand der Forschung als offen zu bezeichnen. In Veitshöchheim wird mit Dachsubstraten (Zincolith R, Vulkaterra E) gearbeitet und in Weihenstephan laufen Versuche mit Grüngutkompost und diversen Zuschlagsstoffen (Ziegelsplitt, Hydrotonsplitt, Lecadan T). All diese Substrate sind für eine Anlage, wie den Reifenwall, ungeeignet, da sie nicht ausreichend strukturstabil sind.

In der Praxis sieht es häufig so aus, dass aus Kostengründen der anfallende Bodenaushub zur Auffüllung der Steilwälle verwendet wird.

Deshalb wurde auch bei der Reifenanlage mit anstehendem Füllboden aus Tiefbauarbeiten gearbeitet. Leider konnten die Anlagen aus technischen Gründen nicht homogen gefüllt werden, sodass die erste Etage beider Anlagen mit einem stark tonigen Schluff (Boden 1), aus oberen Bodenschichten (A-Horizont)  aus Geisenheim-Marienthal, die zweite und dritte Etage, sowie die Kopfreihe mit einem mittel lehmigen Schluff (Boden 2), aus tieferen Bodenschichten (B-Horizont)  aus Oestrich-Winkel, gefüllt wurden. Beide Böden werden nach DIN 18915 in Bodengruppe 8 (starkbindiger Boden) eingeordnet. Bei der Bodenverfüllung wurde nicht unterschieden zwischen Wurzelraum und Erdkern. Boden 1 verfügt über einen sehr hohen Feinstkornanteil von 21,7%, Boden 2 besitzt ebenfalls einen hohen Feinstkornanteil von 14,8%. Darüber hinaus besitzen beide Böden eine sehr große Schluffraktion von 63,8% bzw. 76,9%. Daraus lässt sich ein sehr hohes Wasser-haltevermögen ableiten. Die Böden müssen als sehr verschlämmungsanfällig bezeichnet werden. Es muss also sehr auf eine fachgerechte Verarbeitung beim Einbau geachtet werden. Die Böden sind nur in trockenem bis erdfeuchtem Zustand zu bearbeiten. Dies gilt in besonderem Maße für die Steilwall-Errichtung, da sie hierbei stark verdichtet werden müssen. Andernfalls wird die Struktur des Bodens zerstört und der Luftporenanteil ist für Vegetationszwecke nicht mehr ausreichend. Beide Böden besitzen bei ordnungsgemäßem Einbau eine Luftkapazität zwischen 12 Vol.% und 15 Vol.%. Das sind gute Werte. "Als optimal für das Pflanzenwachstum wird heute eine Luftkapazität von ca. 20 Vol.% angenommen" (SACHWEH, 1985). Die Vergleichspflanzung wird in einem stark lehmigen Sand (Boden 3) durchgeführt. Dieser Boden ist aufgrund seines Luft- und Wasserporenverhältnisses sehr gut zur Steckholzvermehrung geeignet.

Die Variationen in der Bodenart halten sich in einem Rahmen, dass eine Vergleichbarkeit der Versuchsergebnisse nicht gefährdet ist. Die Unterschiede in der Bodenart müssen aber bei einer Beurteilung der Versuchsergebnisse berücksichtigt werden.

Der Gehalt an organischer Masse ist bei Boden 1 und 2 niedrig genug, um die statische Sicherheit zu gewährleisten. Er liegt für Boden 2 sogar unterhalb des Grenzwertes der FLL-Richtlinie für mehrschichtige Dachbegrünungssubstrate und für Boden 1 an der unteren Grenze. Das ist auch gut, denn die FLL-Richtlinie liegt in diesem Punkt sicherlich höher, als es für Steilwall-Substrate sinnvoll wäre. Der Boden im Vergleichsbeet bleibt ebenfalls in einem vergleichbaren Rahmen. Wichtig für die Vergleichbarkeit der Substrate ist die Tatsache, dass alle drei Substrate eine ungefähr gleiche maximale Wasserkapazität besitzen und mit Werten zwischen 43,30 und 45,86 Volumen-% im Bereich der FLL-Richtlinie (35-60 Vol.-%) sich befinden.

Auch der pH-Wert der drei Böden ist ähnlich, mit 7,01-7,72 liegt er im neutralen bis schwach alkalischen Bereich. Diese Werte sind einem pflanzlichen Gedeihen sehr zuträglich. Den Pflanzen stehen in diesem pH Bereich alle Nährstoffe zur Verfügung.

Der Gehalt an Kalziumkarbonat der Böden ist gering und liegt zum Teil deutlich unter dem Grenzwert der FLL-Richtlinie, der bei 25% liegt. Bei Boden 1 liegt er allerdings auf sehr niedrigem Niveau. Dieser Boden ist als schwach karbonathaltig zu bezeichnen. Dies ist für unseren Versuch voll ausreichend. Für eine Anwendung am Straßenrand würde man die Pufferungseigenschaften dieses Bodens durch eine Kalkgabe erhöhen. Gerade im Blick auf die dort zu erwartende Salzbelastung.

Boden 1 und 2 sind bei sachkundiger Verwendung für einen Verbau im Steilwall geeignet, Boden 3 kann als Substrat für das Vergleichsbeet verwendet werden, ohne die Vergleichbarkeit der Versuchsergebnisse zu gefährden.

Boden

Gehalt
org. Sub-stanz  %

max. Wasser-kapazität Vol.%

CaCO3

%

pH-Wert

(CaCl2)

N
leicht löslich
(mg/l)

P2O5

(mg/l)

 

K2O

(mg/l)

 

Mg

(mg/l)

 

 

1

3,77

45,35

1,44

7,26

43,68

39,31

192,4

81,12

 

2

0,93

45,86

17,85

7,72

53,72

39,61

31,1

79,85

 

3

4,26

43,30

3,60

7,01

37,30

444,4

242,4

111,1

 

4

3-8

35-60

< 25

7,0 -8,0

30-60

50-150

100-200

60-120

 

Tabelle 4: Kennwerte der Böden 1; 2; und 3; sowie zum Vergleich unter 4. die in der FLL-Richtlinie (1992) genannten Anforderungen an Dachbegrünungssubstrate für mehrschichtige Aufbauten. Die Böden 1 und 2 sind im Steilwall verbaut. Der Boden 3 befindet sich im Vergleichsbeet.

 

Beurteilung der Nährstoffversorgung 

Die Nährstoffversorgung mit den Elementen Stickstoff, Phosphor und Magnesium ist für die beiden im Steilwall verwendeten Böden (1 und 2) sehr ähnlich. Sie ist als niedrig zu bezeichnen. Beide Böden sind gemäß den Angaben in Tabelle 4 mit Nährstoffen versorgt. Die Gefahr einer Überversorgung und damit zu mastigen Pflanzenwuchses ist nicht gegeben.

Die Werte für Kalium sind unterschiedlich. Während Boden 1 gut versorgt ist, muss die Kaliumversorgung von Boden 2 als gering eingestuft werden. Ob dieser Umstand Auswirkungen auf den Pflanzenwuchs hat, bleibt abzuwarten.

Die Stickstoff- und Magnesiumversorgung ist für das Vergleichsbeet (Boden 3) befriedigend. Die Versorgung mit Kalium und vor allem mit Phosphor muss als sehr hoch bis extrem hoch beschrieben werden. Dies ist aber häufig auf gärtnerisch genutzten Flächen zu beobachten, da diese Elemente oft mitgedüngt werden, aber in geringerem Umfang von den Pflanzen benötigt werden, und sich so im Boden anreichern (besonders Phosphor). Dieser hohe Versorgungsgrad dürfte aber auf den Pflanzenwuchs im Vergleichsbeet keinen Einfluss haben, denn, wie das Gesetz des Minimums belegt, wird der Pflanzenwuchs im Vergleichsbeet durch das Stickstoffangebot gekennzeichnet, und das steht in einem vergleichbaren Rahmen zu den Steilwall-Substraten. Die Kaliumversorgung kann noch nicht als Überversorgung bezeichnet werden, es sind deshalb auch keine negativen Auswirkungen auf die Antagonisten Magnesium und Kalzium zu befürchten. Auch der sehr hohe Versorgungsgrad mit Phosphor stellt keine Belastung für den Pflanzenwuchs dar. Phosphor geht im Boden schwerlösliche Verbindungen ein und wird bei pH-Werten > 7 (Boden 3 = pH 7,01) als Ca-Apatit festgelegt. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Nährstoffsituation in den untersuchten Böden den vorgesehenen Versuch zulässt und die Unterschiede in der Nährstoffversorgung einem Vergleich der Standorte, wie sie der Versuch vorsieht nicht im Wege stehen. Dies wird insbesondere durch die ähnliche Stickstoffversorgung ermöglicht

 

Mulchung zur Verminderung der Verdunstungsrate

Eine Mulchung an einem Steilwall ist zur Verminderung der Verdunstungsrate empfehlenswert. Wird die Mulchung mit Hächselgut oder zerkleinerter Borke durchgeführt, ist die Gefahr einer Infektion mit Schwächeparasiten gegeben und die Entscheidung für oder gegen eine Mulchung Abwägungssache.

Für einen Steckholzversuch an einem Steilwall ist eine Mulchung mit herkömmlichem Mulchmaterial sicherlich ein schwer kalkulierbares Risiko. Die Pflanzen sind besonders in der Anfangszeit nach dem Stecktermin einem erhöhten Streßfaktor ausgesetzt und besitzen eine stark negative Disposition gegen Schwächeparasiten. Der Verzicht auf eine Mulchung aber würde den Versuchsverlauf negativ beeinflussen. Die Konstruktion mit seiner großen horizontalen Oberfläche ist eigens für eine Bepflanzung mit Mulchung ausgelegt. Um trotzdem eine Mulchung Vornehmen zu können wurde Lavakies in einer Körnung von 3/11mm als Material gewählt. Eine Mulchung also mit einem mineralischen Mulchmaterial, wie es bisher in Deutschland noch nicht üblich ist. Der Lavakies wird in einer Stärke von 3-4cm nach dem Stecken aufgebracht. Die Verwendung von mineralischem Mulchmaterial hat gegenüber organischem Mulchmaterial auch den Vorteil, dass es nicht zu einem zusätzlichen Eintrag von Wildkräutersamen kommt, wie es bei organischem Mulchmaterial der Fall sein kann und dass der Lavakies strukturstabil ist, nicht abgebaut wird und so über Jahre ohne zusätzlichen Pflegeaufwand seine Funktion als Mulchschicht erfüllen kann, indem er für ein ausgeglichenes Wasser / Luft - Verhältnis im Boden sorgt.

 

Pflanzenauswahl mit kurzen Pflanzenporträts

Für die Pflanzenauswahl ist von oberster Bedeutung, dass die Pflanzen gut und leicht über Steckhölzer vermehrt werden können. Also eine hohe Anwuchsrate besitzen und nicht "auf Auge" vermehrt werden, sondern auf der gesamten Länge des Steckholzes, ober- wie unterirdisch, in der Lage sind auszutreiben. Weiterhin müssen die Pflanzen in der Lage sein, auf dem Extremstandort Steilwall existieren zu können. Es sollen aber auch keine bedingungslosen Pioniergehölze verwendet werden, von denen bekannt ist, dass sie anspruchslos an nahezu allen Standorten gedeihen, wie z.B. Symphoricarpos spec. oder Lycium barbarum. Ein Steckholzversuch mit solchen Pflanzen, zeigte mit hoher Wahrscheinlichkeit gute Ergebnisse, seine Aussagekraft zur vegetationstechnischen Tauglichkeit der getesteten Konstruktion wäre aber entsprechend gering. Deshalb sollen die ausgewählten Testpflanzen aus dem erweiterten Kreis der in Steilwällen geeigneten Pflanzen stammen.

Alle diese Kriterien erfüllen die ausgewählten Pflanzen: Ligustrum vulgare 'Atrovirens' und Salix purpurea 'Nana'.

Kurze Pflanzenporträts:

Ligustrum vulgare 'Atrovirens:

Wintergrüne Sorte vom heimischen L. vulgare
Wuchs:             Straff aufrecht, bis 4m hoher Strauch, mit kurzen abstehenden Seitentrieben
Blatt:                Wintergrün, breit eiförmig, 4-6cm lang,
Blüte/Frucht:     Blüte rahmweiß in bis 6cm langen Rispen, duftend, Früchte glänzend
                        schwarz, wertvolle Vogelnahrung
Standort:          Völlig anspruchslos, sowohl Sonne als auch Halbschatten; auch auf
                        kalkhaltigen Böden
Bes.Hinweis:     Gesünder und darum besser als L. vulgare; völlig winterhart und
                        industiefest, Nist- und Aufenthaltsgehölz für Vögel und Kleintiere

Salix purpurea 'Nana' (syn. S. purpurea 'Gracilis'):
Zwergform der heimischen S. purpurea, seit 1900 als Kulturweide in Mitteleuropa bekannt.
Wuchs:            Kleiner 1,5m-2,0m hoher Strauch mit kugeligem Wuchs und dünnen
                        rotbraunen Trieben
Blatt:                Sommergrün, zierlich, eiförmig-lanzettlich, silbriggrau behaart mit
                        schöner Herbstfarbe
Blüte/Frucht:     Kaum von Bedeutung
Standort:          Keine besonderen Bodenansprüche; verträgt trockene und sonnige
                        Standorte
Bes.Hinweis:     Hart und industriefest, sehr trockenheitsresistent. Geringer
                        ökologischer Wert.

 

Kiermaier und Fischer (1993) empfehlen von beiden Pflanzenarten andere Sorten für den Steiwall. Remlinger (1981) ordnet den Liguster als mittelhohen aufrechtwachsenden Strauch ein und spricht ihm mittlere Eignung zu, in Bezug auf: Lichteinstrahlung, Aufheizung, Fahrtwind, Oberflächenverletzung, Abgase, Bodenversalzung, wintergrüne Belaubung, frühen Austrieb und Blüte. Gute Eigenschaften sieht er in Bezug auf die geringe Wartung und die dichte Verzweigung.

Dem niedrig kugelig wachsenden Strauch, Salix purpurea 'Nana' erteilt  Remlinger gute Bewertung in der Risiko-Bewältigung: Bodenaustrocknung, Nährstoffmangel, Lichteinstrahlung, Aufheizung, Abgase, Salzbelastung und eine geringe Wartung. Positiv bewertet er, was das Erscheinungsbild anbelangt, insbesondere die attraktive Blattfärbung.

Beide Pflanzen gelten als gut vermehrungsfähig über Steckholzvermehrung, und werden dem erweiterten Kreis der zur Steilwallbegrünung geeigneten Pflanzen zugeordnet. Somit sind sie für den vorgesehenen Kulturversuch sehr gut geeignet.

 

Die verwendeten Steckhölzer

Es werden Steckhölzer der Pflanzenarten Ligustrum vulgare 'Atrovirens' und Salix purpurea 'Nana' geschnitten. Die Steckhölzer besitzen eine Länge von 20cm. Beide Pflanzenarten werden nicht "auf Auge" vermehrt, dass heißt beim Schnitt der Steckhölzer und auch später beim Stecken muss nicht auf schlafende Augen geachtet werden.

"Ob der Schnitt gerade oder schräg ausgeführt wird, ist für den Bewurzelungserfolg unerheblich. Allerdings empfiehlt es sich das obere oder untere Ende schräg zu schneiden, um später beim Stecken zu wissen, was oben und unten ist. Denn Steckhölzer weisen, wie Stecklinge, eine festgelegte und nicht umkehrbare Polarität auf. Sie bilden Wurzeln immer basal, das heißt am ursprünglich unteren Ende, unabhängig von der Lage zur Erdbeschleunigung." (KAWOLLEK)

Beim Versuch wird das untere Ende schräg geschnitten und das obere gerade. Auf das obere Ende wird nach dem Stecken zusätzlich ein Mittel zum Wundverschluss und Verdunstungsschutz gegeben. Die Steckhölzer werden in der Vegetationsruhe geschnitten und bis zum Stecktermin sachgerecht gelagert.

 

Die Versuchsanordnung und -durchführung

Die Versuchsanlagen wurden im November 1994 errichtet. In den Wintermonaten kam es trotz Frosttemperaturen zu keinen nennenswerten Setzungen.

Ligustrum vulgare 'Atrovirens' wurden von den Baumschulen Conrad Appel in Darmstadt bezogen. Die Steckhölzer wurden am 03.01.1995 geschnitten. Salix purpurea 'Nana' wurden von den Forstbaumschulen Selders in Hünxe-Drevenack bezogen. Die Steckhölzer wurden am 06.01.1995 geschnitten.

Die Steckhölzer wurden gebündelt und bis zum Stecktermin in einer 'ROMA- Kühlzelle' aufbewahrt. Die Temperatur während dieser Zeit betrug 6°C. Um eine Austrocknung der Hölzer zu vermeiden wurden die Bündel in Plastikbeutel verpackt. Während der Lagerungszeit lagen die Steckhölzer waagerecht in der Kühlzelle.

Als Stecktermin für die Versuchsanlage ist der 01.03.1995 festgesetzt. Für das Vergleichsbeet am Boden muss aus technischen Gründen der 27.03.1995 gewählt werden. In der Literatur wird als Zeitpunkt zum Stecken die Zeit ab Ende März angegeben, so dass der Stecktermin am Steilwall eher etwas zeitig gewählt wurde.

Auf die Vergleichbarkeit der Ergebnisse hat der unterschiedliche Stecktermin am Anfang der Vegetationsperiode keinen Einfluss. Bestätigt wird diese These, wenn man berücksichtigt, dass der März 1995 in Geisenheim kühl war und rund 1°C unter dem langjährigen Mittel lag. Bei einer durchschnittlichen Temperatur von 4,8°C war die Entwicklung der Vegetation sehr gehemmt. (Keimung und Pflanzenwachstum beginnen erst > 5°C Bodentemperatur. (KUNZE et al., 1988))

Zum Stecken wurden die oberen 20cm mit dem Spaten gelockert. Die Steckhölzer wurden bis auf 4cm im Substrat versenkt und kräftig angedrückt, um einen raschen Bodenschluss sicher zu stellen. Die Köpfe der Steckhölzer wurden mit "Drawipas" gegen Verdunstung und zum zügigen Wundverschluß behandelt. Drawipas ist ein Wundverschlußmittel mit fungizider Wirkung der Firma Wacker Chemie, München. Es beinhaltet die Wirkstoffe: 1% Thiabendazol und 2,8% Captafol.

Als Verdunstungsschutz wird auf das Erdsubstrat eine 3-4cm starke Mulchdecke aus Lavakies (3/11mm Körnung) aufgebracht.

Da die Zeit vor dem Stecken sehr regenreich gewesen war und das Substrat am Stecktermin gut durchfeuchtet war, konnte auf ein Angießen der jungen Steckhölzer verzichtet werden.

In jede Röhre werden zwei Steckhölzer der gleichen Pflanzenart gesteckt. Es wird so gesteckt, dass der Liguster in jeder Exposition auf der für den Betrachter linken Seite steht. Für die Bonitierungen werden drei Röhren pro Pflanzenart, Etage und Exposition ausgezählt. Das heißt, es werden jeweils die Messdaten von 6 Einzelpflanzen erhoben. Gezählt wird von der Mitte aus. Pro Exposition ergeben sich also 18 Einzelpflanzenwiederholungen pro Pflanzenart.

Es ergeben sich für die Bonituren (ohne die Kopfreihen):

a) 12 Steckhölzer pro Etage und Exposition (6 von jeder Pflanzenart).
b) 36 Steckhölzer pro Exposition (18 von jeder Pflanzenart).
c) 48 Steckhölzer pro Etage (24 von jeder Pflanzenart).
d) 72 Steckhölzer pro Wall (36 von jeder Pflanzenart).
e) 144 Steckhölzer insgesamt, ohne Kopfreihe  (72 von jeder Pflanzenart).

Für die Bewertung werden die Daten der Punkte b), c) und e) herangezogen.

Die Anzahl der Wiederholungen ist durch die Größe der Versuchsanlage auf maximal 3 Röhren pro Pflanzenart, Etage und Exposition beschränkt, wenn man den Versuch mit zwei Pflanzenarten durchführen will, was unbedingt sinnvoll ist, um die Aussagekraft des Versuches so hoch wie möglich zu gewährleisten.

Im Vergleichsbeet auf dem Boden werden pro Pflanze 15 Einzelwiederholungen vorgenommen. In den Kopfröhren sind jeweils 14 Einzelpflanzenwiederholungen möglich.

In der Zeit des Versuches müssen Temperatur und Niederschlag intensiv beobachtet werden.

Bei Trockenheitserscheinungen an den Pflanzen muss gegebenenfalls nachgewässert werden.

Es werden drei Bonitierungen durchgeführt, am 17.05.1995, am 18.07.1995, sowie die Endbonitierung am 03.10.1995.

Ermittelt werden bei jeder Bonitierung die Gesamttrieblänge pro Steckholz, die Anzahl der Triebe pro Steckholz, sowie die Anwuchsrate.

Vor der Bonitierung werden jeweils die aufgelaufenen Wildkräuter bestimmt und  entfernt.

Um ein höchst mögliches Maß an Genauigkeit zu erzielen, ist es für die Endbonitierung bei buschigen Pflanzen notwendig die oberirdischen Teile der Versuchspflanzen abzuschneiden, um die Trieblängen exakt ermitteln zu können (bei Salix purpurea 'Nana' muss so verfahren werden).

Da der Versuch in der Zeit von März bis Oktober durchgeführt werden muss, kann er keine gesicherten Daten über das Frostverhalten der Pflanzung im Winter bringen. Allgemein ist aber nachzuweisen, dass eine gesunde und gut versorgte Pflanzung auch bei Frosteinwirkungen weniger empfindlich reagiert.

 

Die Pflege der Versuchsanlagen mit Beschreibung des Wildkrautaufwuchses und Hinweisen zur Fauna 

Für die Dauer des Versuches konnte auf zusätzliche Wässerungsmaßnahmen verzichtet werden. Die Pflanzen zeigten zu keinem Zeitpunkt des Versuches Anzeichen für einen Wassermangel oder gar Trockenheitserscheinungen.

Vor den Bonitierungen wurden jeweils die aufgelaufenen Wildkräuter bestimmt und entfernt. Die Entfernung des Wildkrautaufwuchses ist notwendig, um die Versuchsergebnisse nicht unnötig durch einen weiteren Faktor zu beeinflussen, und so die Vergleichbarkeit zu erschweren. Der Aufwuchs von Wildkräutern konnte in erster Linie in der ersten Etage und im Bodenbeet beobachtet werden. In der zweiten und dritten Etage, sowie in der Kopfreihe kam es nur zu sehr geringem Wildkräuterwuchs, dies liegt maßgeblich an dem verwendeten Füllboden in diesen Bereichen, der aus einem tieferen Bodenhorizont stammt und nur gering mit Wildkrautsamen belastet ist.

Folgende Wildkräuter  kamen auf der Versuchsanlage zum Aufwuchs:

- Alopecurus spec. (Fuchsschwanzgras)
- Amarantus viridis (Melden - Amarant)
- Anagallis avensis (Acker - Gauchheil)
- Artemisia vulgaris (Gemeiner Beifuß)
- Atriplex patula (Spreizende Melde)
- Chenopodium album (Weißer Gänsefuß)

- Daucus carota (Wilde Möhre)

- Euphorbia exigua (Kleine Wolfsmilch)
- Galium aparine (Kletten - Labkraut)

- Lactuca serriola (Stachel - Lattich)

- Lepidium campestre ( Feldkresse)
- Linum perenne (Dauer - Lein)
- Polygonum aviculare (Vogelknöterich)
- Polygonum convolvulus (Gemeiner Windenknöterich)
- Ranunculus repens (Kriechender Hahnenfuß)
- Raphanus raphanistrum (Hederich)
- Rumex obtusifolius (Stumpfblättriger Ampfer)

- Sedum telephium (Purpur - Fetthenne)

- Setaria spec. (Hirse)
- Sonchus asper (Rauhe Gänsedistel)
- Taraxacum officinale (Gemeiner Löwenzahn)
- Veronica agrestis (Acker - Ehrenpreis)

- Veronica persica (Persischer Ehrenpreis)
- Vicia tetraspermum (Viersamige Wicke)

Zusätzlich entwickelten sich Cotoneaster spec. (Zwergmispel), Populus spec., sowie Salix caprea an den Versuchsanlagen.

Die Wildkräuter sind typische Vertreter der heimischen Feldflora, die zum Teil häufiges Vorkommen in Siedlungsnähe zeigen. Einige Arten (z.B. Sedum telephium) entstammen wohl aus der direkten Umgebung am Versuchsstandort.

Es kamen zwar eine Vielzahl an Wildkrautarten zum Aufwuchs, die Individuenzahl hingegen war gering. Die Pflegemaßnahmen pro Bonitierung konnten daher von einer Arbeitskraft in 20 Minuten erledigt werden. Das ergibt eine Akh Pflegemaßnahmen im ganzen Jahr. Das ist ein sehr niedriger Wert. Umgerechnet auf Quadratmeter schallgeschützte Fläche (die Wallanlagen besitzen 28m² schallgeschützte Fläche) ergibt sich ein Zeitwert von rund 2 Minuten pro m² schallgeschützte Fläche.

Dieser geringe Pflegeaufwand ist möglich, weil Füllboden mit geringer Belastung  an Wildkrautsamen verwendet wurde, durch die Mulchung mit Lava-Kies und durch die geringe Anzahl Pflanzen pro m². 

Am Wall nisteten sich schon nach kurzer Zeit eine Reihe Fliegen, Ameisen, Zikaden, Asseln, Erdwespen und Wildbienen an. An den Weiden konnten die Gallen von Gallwespen beobachtet werden. Im Oktober wurden bereits Regenwürmer bis in die oberen Etagen gesichtet, obwohl der dort eingefüllte Boden zu Beginn des Versuches sehr schwach mit Regenwürmern besiedelt war. Außerdem wurden zwei Höhleneingänge von Kleinsäugern, vermutlich Mäusen, gesichtet. Die Wallanlage wurde in der gesamten Zeit viel von Vögeln, vornehmlich Amseln, als Aussichtsplatz genutzt. Durch die vermehrte Vogellosung in der Kopfreihe war dies nachzuvollziehen. Zum Zeitpunkt der dritten Bonitierung, Anfang Oktober, waren die Wallanlagen aufgrund ihres hohen Begrünungsgrades bereits in der Lage die Funktion einer Feldhecke als Vogelaufenthaltplatz zu übernehmen. Zahlreiche Vögel nutzten die Wallanlagen, um in ihnen zu verweilen.

 

 

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